Zu Beginn dieses Newsletters eine erfreuliche Zahl: In Österreich haben 99,6 % der Bevölkerung einen Zugang zu medizinischer Versorgung. Damit liegen wir weltweit ganz weit vorne. Doch Zugang heißt nicht gleich Zugang.
Denn die Liste an Ungleichheiten im österreichischen Gesundheitssystem ist lang: Kassenpatient*innen müssen viel länger auf einen Termin bei einer*m Ärztin*Arzt warten oder werden sogar gleich gar nicht mehr aufgenommen. Kassenärzte*innen können sich – im Vergleich zu Wahlärzt*innen – nicht immer ausreichend Zeit für ihre Patient*innen nehmen. Kassenärztin oder -arzt zu sein, wird immer unattraktiver, weswegen sich viele Mediziner*innen für die Arbeit in Privatordinationen entscheiden. Patient*innen ohne Zusatzversicherung müssen bis zu einem Jahr auf einen OP-Termin warten. Die Dichte der Ärzt*innen ist am Land viel geringer als in der Stadt, was die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten erschwert. Zumal immer weniger Medizin-Student*innen sich vorstellen können, eine eigene Praxis (am Land) zu eröffnen.
Besonders spannend fand ich, dass teilweise nicht nur von einer 2-Klassen-Medizin, sondern sogar von einer 3- beziehungsweise 4-Klassen-Medizin die Rede ist. Der Begriff der 3. Klasse bezieht sich auf die unterschiedlichen Leistungen der Versicherungsträger; so gibt es für SVS-Versicherte zum Beispiel mehr Zuschüsse bei der Psychotherapie. Die 4. Klasse ist die persönliche Komponente. Wer jemanden kennt, bekommt oft schneller einen Termin.
Ein Beispiel, das sehr gut illustriert, wie sehr die Gesundheit in Österreich von der finanziellen Situation abhängt, sind die HP-Viren und die Impfung dagegen.
In Österreich ist es derzeit immer noch so, dass 150 bis 180 Personen im Jahr aufgrund von Gebärmutterhalskrebs sterben, und viele weitere an den zahlreichen Symptombildern der HP-Viren leiden. Der Ist-Zustand ist folgender: Junge Menschen bis zum 15. Lebensjahr können kostenfrei gegen HPV immunisiert werden, bis zum 18. Lebensjahr vergünstigt, aber ab dem 18. Lebensjahr müssen junge Menschen in Österreich tief in die Tasche greifen; ganze 620 € muss man hierbei in die Hand nehmen. Andere EU-Länder haben jungen Menschen bis zum 26. Lebensjahr die Chance gegeben, die Impfung/en nachzuholen; Liechtenstein bietet sie dauerhaft bis zum 26. Lebensjahr an.
Eine Allianz aus der Österreichischen Hochschüler*innenschaft und der Initiativgruppe Alpbach Wien hat sich entschieden, eine Petition zu starten.
Die konkreten Forderungen an die zuständigen Politiker*innen in der Bundesregierung lauten: ein Nachholimpfprogramm bis zum 30. Lebensjahr einzuführen und eine entsprechende Aufklärungskampagne zur HPV-Impfung zu starten.
HIER könnt ihr es mir gleichtun und jetzt unterschreiben, um die Petition unterstützen!